Donnerstag, 20. Dezember 2007

Gar nicht mal so schlecht

Also ich muss gestehen, mittlerweile macht mir Chirurgie richtig Spaß.
Mit den Fingern in den Därmen wühlen,
stupide Haken halten ohne jegliche Verantwortung,
interessante Patientengeschichten verfolgen,
nett Kaffee trinken, wenn man nicht im OP eingeteilt ist,
Dinge anfassen, die man sonst nicht so leicht in die Finger bekommt,
Charakterstudien über die Ober und Chefärzte betreiben,
mit lustigen Oberärzten plaudern, deren Humor man erstmal verstehen muss,
...

Aber trotzdem freue ich mich auf wunderschöne Weihnachtsfeiertage bei meiner Family. Leider muss ich zwischen den Jahren arbeiten. Aber wenigstens nicht an den Feiertagen selber; noch nicht...

Alles hat seine Zeit

Meine Oma liegt im Krankenhaus. Ihr geht es nicht gut. Es scheint ernst zu sein. Ob sie nochmal nach Hause kommt ist unklar. Der Arzt meinte, wir müssen mit allem rechnen. Zeitgleich ist im gleichen Krankenhaus zwei Stockwerke drüber meine Nichte geboren. Das 10. Urenkelkind meiner Oma. So nah liegen Leben und Sterben beieinander.

Doch eines weiß ich, meine Oma geht mit Jesus. Und mich tröstet der Gedanke, dass ich sie im Himmel wieder sehen werde. Bei Gott hat alles seine Zeit. Geboren werden, Leben und auch Sterben. Er ist bei meiner Nichte, bei mir und auch bei meiner Oma. Das tut gut zu wissen.

"Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit."
Die Bibel, Prediger 3, 1-3

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Einfach nur nett

Und wieder einmal ein Paar Zitate meines neuen Chefs:

"Das sind doch alle heruntergekommene Menschen!"
"Na? Wie lange geben sie ihm noch? 5-10Jahre, dann ist Sense."
"Bewegen, Bewegen, Bewegen."

Ich werd euch weiter auf dem Laufenden halten!

Dienstag, 11. Dezember 2007

Freud und Leid

Freud hatte ich viel am Wochenende. Ein Sauna-Tag in Staffelstein, Weihnachtsmarkt, Veste und Cafe-Besuch in Coburg. Und das alles mit meiner Lieblingscousine Judy.
Eine kleine Anekdote vom WE: Wir sind auf der Veste Zugen eines tragischen Selbstmord Versuches geworden. Wir da so umher spaziert sind und haben dabei einen Hund beobachtet haben, der da auf und ab lief. Auf einmal macht der einen Satz und springt von der Zinne. Gehts noch? Zum Glück konnte ihn seine Besitzerin in letzter Sekunde am Hintern festhalten.

Leid kam dann am Montag hinzu. Mein erster Tag im Chirurgie-Tertial. So schlimm wie erwartet war es natürlich nicht. Nur gleich mit dem Chefarzt operieren zu müssen, daran hatte ich nicht gedacht. Ständig fragt der Sachen, die ich nicht weiß. Dabei sind die gar nicht so schwierig. Anatomie ist nur schon so lange her. Ich blamier mich da ständig.

Er ist aber eh ein Arsch. Der meckert ständig an den Patienten rum. Alle sind zu fett. "Wenn man so fett ist, darf man nicht krank werden." "Ich seh nichts vor lauter Fett" "Bei der Fettschicht kann man nicht mal gescheit nähen." "Der Patient interessiert mich nicht."

Wo bleibt da noch der Respekt vor dem Menschen? Menschenwürde. Ein Fremdwort für ihn.

Freitag, 7. Dezember 2007

Zwischenbilanz

Jetzt ist mein Innere Tertial vorbei und am Montag beginnt die liebe Chirurgie. Halbzeit hier in Coburg, also Zeit für eine Zwischenbilanz:

Ich durfte viel lernen.
Ich konnte wenig lernen.
Ich habe viele tolle Leute kennen gelernt.
Ich hätte auf manche auch verzichten können.
Ich liebe das abwechslungsreiche Arbeitsfeld als Arzt.
Ich hasse die Bedingungen unter denen junge Ärzte arbeiten müssen.
Ich werde bestimmt mal ein guter Arzt.
Haltet bloß Patienten von mir fern.
Juhuu/Oh nein Medizin.

Eindeutig ambivalent! Also es bleibt weiterhin spannend was aus dem Projekt "Ich werde Arzt" werden wird.

Emergency Room

Jetzt ist auch meine geniale Woche in der Notaufnahme rum. Die war super toll und gleichzeitig auch sehr deprimierend. Super toll war so viel erklärt zu bekommen. Wahnsinn. Der Oberarzt hat sich wirklich so 1-2h Zeit genommen und mir Dinge erklärt über Herz-Kreislauf und Co die ich eigentlich schon im Studium kapieren hätte sollen. Auch die Assistenten hatten eine Engelsgeduld mit mir und alles erklärt. Auch von sich aus. Man hatte gar nicht das Gefühl immer zu stören, sondern eher, dass sie das gerne machen. Auch kamen wieder sehr rasante Fälle.
Was nicht so toll war, dass ich immer wieder gesehen habe, wie wenig ich doch weiß. Ständig fehlten Dinge in der Anamnese,weil ich vergessen hatte zu fragen. Das führte nicht nur einmal zu peinlichen Situationen mit dem Oberarzt. Man kommt sich dann schon ein bisschen vor als hätte man die letzten 5 Jahre nur Bowling gespielt. Uff... ob ich das irgendwann mal kann?

Zum Abschluss kam heut noch ein Rettungswagen mit laufender Reanimation an. Mein Herz rutschte mir in die Hose und blieb dort bis nach einer halben Stunde die Reanimation erfolglos abgebrochen wurde. Die Frau war Anfang 60 und im Bus zusammengebrochen.

Ich werd mir jetzt die Staffeln von Emergency Room zu Weihnachten wünschen. Vielleicht gewöhnt man sich ja doch mal dran...

Dienstag, 4. Dezember 2007

Erste Tage sind...

... nicht immer scheiße.

In der Notaufnahme ist es einfach genial. Sogar am ersten Tag. Macht sehr viel Spaß. Der Oberarzt ist super nett, erklärt viel, sehr fürsorglich zu seinen Patienten und ab jetzt mein neues Vorbild in Sachen Medizin. Die ersten zwei Patienten haben wir noch gemeinsam abgeschlossen und dann meinte der eine Arzt zu mir, dass es ja mehr Sinn machen würde, wenn ich selber welche versorge und die dann einfach mit ihm durchspreche. Das habe ich mir nicht zweimal sagen lassen. Und spannend, was da alles so reinschneit: Blutungen im Darmtrakt, Herzinfarkte, Hyperventilationen, Herzrhythmusstörungen, Bewusstlosigkeit, Leberzirrhose mit Aszitesfistel, Rheumatisches, Demenzen, ... Ich kann gar nicht alles aufzählen.

Es ist grad einfach nur toll, toll, toll!

Sonntag, 2. Dezember 2007

100 - 120 Jahre!

Hab heut in einem meiner schlauen Bücher gelesen, dass es immer noch nicht ganz klar ist, warum der Mensch altert. Es gibt verschiedene Ansätze, z.B. dass Teile auf den Chromosomen, die nicht als Gene fungieren, durch die Zellteilung immer ein bisschen kürzer werden und dann irgendwann nicht mehr die Gene vor diesem Abbruch schützen.
Was ich sehr interessant fand war, dass heute wie auch vor Hunderten von Jahren früher die Lebensspanne etwa bei 100 Jahren liegt. Ganz selten wird jemand älter wie z.B. Jeanne Calment, die es auf 122 Jahre schaffte. Also kann die moderne Medizin nicht die Lebensspanne verlängern, sondern nur den Prozentsatz von Leuten, die an diese herankommen, vergrößern.

Mir zeigt das wieder einmal, dass die Bibel doch recht hat. Da steht nämlich in 1. Mose 6, dass die Menschen ab jetzt maximal 120 Jahre werden können. Damals wie heute.

1.Advent


Heute morgen habe ich voller Freude mein erstes Lichtlein am Adventskranz entzündet. Wie ich gerade in Wiki nachgelesen habe, steht der erste Advent für den Einzug Jesu in Jerusalem. Also ein Zeichen dafür warum Jesus eigentlich überhaupt auf die Welt gekommen ist. Ich will in dieser Vorweihnachtszeit wieder mehr an diese Menschwerdung unseres Gottes denken. Allzu schnell lässt man sich vom Weihnachts-, Geschenke- und Plätzchentrubel mit ziehen. Aber sie ist so schön diese stade Zeit.


Adventskränze sind wirklich was tolles. Nur heute hätte er mir fast den Verstand gekostet. Nach dem Gottesdienst bin ich zum Sport und da hatte ich auf einmal das ungute Gefühl meine 1. Adventskerze nicht ausgeblasen zu haben. Das war wirklich nicht witzig. Ich habe vor meinem inneren Auge meine ganzen Sachen (mein Laptop, Bilder, ...) im Feuer schmoren sehen. Als ich zurückkam habe ich mich schnüffelnd der Tür genähert. Kein Rauch.

Natürlich war die Kerze aus. Ich glaub ich werd langsam wirklich paranoid!!!


Morgen beginnt meine Woche in der Notaufnahme. Ich bin schon richtig gespannt wie das wohl wird. Patienten untersuchen, anamnestizieren, Betten organisieren, ... Wird bestimmt eine interessante Zeit. Freu mich schon!

Samstag, 1. Dezember 2007

Wellkamm Bäck Eva!

Heute hatte ich einen supergenialen, phänomenalen, megaloblastischen, ... ach ich kann es gar nicht beschreiben... Tag!!

Tessa und ich haben die liebe Eva vom Flughafen abgeholt. Sie ist nämlich nach vier Monaten PJ in Irland wieder heim gekehrt. Und das beste an der Sache war: Sie wusste von nichts. Ihr hättet das totale Erstaunen umschlagend in Überschwengliche Freude in ihrem Gesicht sehen sollen. Das war so richtig, richtig schön.

Eingerahmt war der ganze Tag mit einem Frühstück auf der Besucherterasse am Flughafen, einem Indischen Buffet mit Evas Family und einer Shopping Tour durchs Wertheim Village (Nein, ich hatte mich unter Kontrolle!).

Es macht soviel Spaß (bin immer noch ganz glücklich), durch solche Kleinigkeiten soviel Freude zu schenken. Das sollten wir öfter tun!!!